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Kommentierte Fallbeispiele der Teilnehmer

1.
Fallbeispiel

Die 60-jährige, sehr gepflegte Patientin, aus höherem sozialem Niveau, ist an einem Brustkrebsrezidiv erkrankt. Im Jahr 1998 war sie Brusterhaltend mit Lymphknotenentfernung operiert worden, die Bestrahlung hatte sie abgelehnt. Sie hatte die Chemotherapie (CMF) nach 3x abgebrochen.
Die jetzige Operation war nicht im Gesunden erfolgt, so dass eine Nachresektion erforderlich wurde. Dieses Mal entschloss sich die Patientin zu einer Ablatio mammae. Eine anschließende Chemotherapie wurde von ihr vehement abgelehnt.
In Ihrer Art schafft es Frau D. die ganze Station zu beschäftigen. Sie ließ mit Ihren kontroversen Wünschen "die Puppen tanzen". Beispielsweise lehnte sie die Anpassung der Prothese (BH) ab, nachdem eine Dame extra für diesen Zweck, für Frau D. ins Krankenhaus gekommen war. Im Laufe des Tages entschied sie sich dann doch für diese Prothese, so dass die Dame aus dem Sanitätshaus am Folgetag erneut einbestelt wurde.
Desgleichen wünschte sie eine Anschlussheilbehandlung, konnte sich dann nach langem, ausführlichem Gespräch mit der Frau des Sozialdienstes doch nicht entscheiden, und wollte einen zweiten Termin um "alles noch mal zu besprechen". (usw.)













Differentialdiagnostische Überlegungen zum Fallbeisp. 1:


- die aussaugende, anstrengende Art macht müde, macht es einem Leid sich mit dieser Patientin zu beschäftigen.
- gleichzeitig vermittelt sie jedes Mal das Gefühl sich nicht genügend mit ihr beschäftigt zu haben, sich nicht genügend zu kümmern (obwohl jeder sich 3x so viel mit ihr beschäftigt, als mit den anderen!).
- Ihre höfliche, feine Art entfacht Aggressionen, für die es "kein Raum" zu geben scheint.

Verbale Intervention von Dr. Pervan:
„Sie sind so nett, dass sich alle sehr bemühen, aber Ihre Angst bleibt trotzdem"
- wäre eine direkte Konfrontation, die die feine höfliche Art durchbricht nicht befreiender für mich/für die Patientin? Wie kann ich Raum geben meine Aggressionen wahr-zunehmen?

Verbale Intervention von Dr. Pervan:
„Es musste Sie furchtbar verunsichert haben, diese OP haben zu müssen“
- durchbricht sie nicht unaufhörlich Grenzen, wie der Krebs? (Getarnt, unerkannt??)

Verbale Intervention von Dr. Pervan:
(= Ja, ein sehr guter Gedanke, so könnte man es ihr im fortgeschrittenem Gesprächsstadium sagen, sie damit konfrontieren. Oft genügt es dies zu denken, um eine Distanz zu gewährleisten)


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2.
Fallbeispiel

Frau E. 41- jährig, ist an einem Lokalrezidiv eines Mammacarcinoms erkrankt. Sie erwartet ihr fünftes Kind, zum Zeitpunkt der Diagnose des Lokalrezidivs war sie in der 21. SSW. Frau E. hat ein sportliches Aussehen, klare, etwas kühl-herb wirkende Gesichtszüge, und dem ersten Eindruck nach eine "patente, effiziente" Persönlichkeit.
Im Gespräch fällt ein unstillbarer, schneller Redefluss auf, mit einem Bombardement an Fragen, wobei die Patientin meist selbst die Antworten hinterher liefert oder gleich weitere Fragen stellt. Es bleibt einem wörtlich "die Luft weg" in diesen Gesprächen. Nach der letzten Geburt wollte Frau E. Nabelschnurblutstammzellen einschicken, das hatte nicht geklappt. Dieses Mal sollte es unbedingt klappen. Vielleicht gäbe es auf diesem Weg neue Therapiemöglichkeiten. Ein Satz von Frau E.: "Leben gibt Leben." Frau E. ist durch das Internet immer auf dem letzten Stand.
Während ihres stationären Aufenthaltes kam nie das Gespräch auf ihre vier Kinder oder auf ihren Mann (der wie ich von der Krankenschwester erfuhr auch schwer krank sei). Die Frage nach der Versorgung der Kinder oder des Mannes stellte sich eigenartiger Weise nie.

 


Differentialdiagnostische Überlegungen zum Fallbeisp. 2:


- die Mutter als Vampir. Erhofft Frau E. durch die Zeugung der Kinder ihre Krankheit zu besiegen? Nabelschnurblutstammzellen als Überlebenschance?

Kommentar von Dr. Pervan:
Größenphantasie, sich selbst durch das eigene Blut zu retten

- tiefe psychotische Persönlichkeitsstörung? Der Redefluss, die übereffiziente Art und Überaktivität ist ein undurchdringlicher Panzer. Durch diese Art hält sie sich ihre eigenen Gefühle vom Leib und Nähe in jeglicher Form.

Kommentar von Dr. Pervan:
deswegen kein echter, emotionaler Kontakt mit der Ärztin, den Kindern, dem Mann
- wie lässt sich dieser Panzer durchbrechen?

Verbale Intervention von Dr. Pervan:
„Es ist bewundernswert, wie Sie alles schaffen. Sie müssen auch mal erschöpft sein, und vielleicht auch Mal manches sein lassen."


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3.
Fallbeispiel

Frau B., 35-jährig, wird aufgenommen wegen Dauerblutungen, zur HSK und Abrasio. Sie trägt einen Magenschrittmacher mit dem sie innerhalb eines halben Jahres schon 15 Kilo abgenommen hat. Jetzt wiegt sie etwa 95 Kilo. Der Magenschrittmacher vermittelt ein Sättigungsgefühl, sobald Nahrung aufgenommen wird. Frau B. wirkt passiv, desinteressiert, teilnahmslos. Die Augen sind abgeblasst, etwas stumpf.

 

Differentialdiagnostische Überlegungen zum Fallbeisp. 3:


- verführt der Magenschrittmacher zu mehr Passivität? Oder kann er den Teufelskreis durchbrechen?

Verbale Intervention von Dr. Pervan:
„Sie wirken immer so abwesend."
Evtl.: „...vielleicht lohnt es sich auch ohne Essen da zu sein."

- die seelische Last drückt sich in der körperlichen Last aus.
- was kann ich bei jeglicher fehlenden menschlichen Reaktion "tun"?

Verbale Intervention von Dr. Pervan:

„ ... erstaunlich, dass Sie keine Angst vor der Operation haben"
(die Adipösen sind häufig tiefängstlich)


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4.
Fallbeispiel

Frau A., 32-jährig kommt wegen Blutungsstörungen zur HSK und Abrasio. Sie kommt in Begleitung ihrer Eltern, der Vater wartet während des Gesprächs und der Untersuchung draußen. Frau A. wiegt 150 Kg. Sie hat ein kinderhaftes hübsches Gesicht, lacht viel und ist gut gekleidet. Beim Gang vom Sprechzimmer ins Untersuchungszimmer (ca. 50 m) bleibt sie mehrfach stehen um zu verschnaufen. Bei der Untersuchung wird offensichtlich, dass Frau A. noch nie Geschlechtsverkehr hatte.
Die OP wird in einem OP-Saal organisiert, in dem der OP-Tisch 150 kg aushält. Es werden Helfer für die OP eingesetzt, die die Beine auseinander halten müssen.


 


Differentialdiagnostische Überlegungen zum Fallbeisp. 4:


- das Gewicht erschlägt einen erst mal. Geht man darüber hinweg, als sei es gar nicht vorhanden? Geht man darauf ein? Soll man das lachende Kind zum weinen bringen?
- sie ist ein dickes Kind geblieben und keine Frau geworden.
- halten die (überprotektiven) Eltern das Kind als Kind?
- Schritte des Abnehmens erste Schritte in die Unabhängigkeit (von den Eltern)?

Verbale Intervention von Dr. Pervan:
„Sie machen so einen netten (ausgeglichenen) Eindruck, aber etwas blutet in Ihnen" „Sie sind so bemüht immer nett zu sein, es muss anstrengend sein."
Evtl. „Sind Sie nicht manchmal schon am Ende?"


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5.
Fallbeispiel

Frau St., 72-jährig, wurde wegen eines rechtsseitigen Mammacarcinoms operiert. Bei Aufnahme hatte sie einen stark geschwollenen Arm und Lymphknotenpackete in der rechten Axilla. Das sei ihr schon vor einem halben Jahr aufgefallen, aber zu diesem Zeitpunkt sei ihr Blutzucker so entgleist gewesen, dass sie sich erst mal darum kümmern musste.
Frau St. hatte vor wenigen Jahren einen Schlaganfall und ist gehbehindert. Sie lebt mit ihrer über 90-jährigen Mutter zusammen, die sie pflegt. Auf nähere Fragen meint Frau St. sie käme gut zurecht. Ein Lebensgefährte sei an Krebs verstorben.
Frau St. hat ein mädchenhaftes Aussehen, sie legt viel Wert auf eine gepflegte Frisur, gepflegte, lackierte Fingernägel, sie trägt Ringe und eine Brosche. Im Umgang ist sie sehr empfindlich, sehr schnell gekränkt, verletzt, eigentlich kann es ihr Keiner Recht machen. Immer ist ein unterschwelliger Vorwurf spürbar.


 

Differentialdiagnostische Überlegungen zum Fallbeisp. 5:

- was ist ihr eigentlicher Vorwurf?

Verbale Intervention von Dr. Pervan:
(= Entwertet alle, so wie sich entwertet fühlt durch das verpasste Leben, vielleicht durch die Mutter, durch die Krankheit, etc.)

- hat sie an ihrem Leben vorbei gelebt?
- Ihr verträumtes Verdrängen hat sie dem Tod nahe gebracht.
- Dornröschen, was irgendwie vergessen wurde?

Verbale Intervention von Dr. Pervan:
„Sie haben Ihr ganzes Leben auf etwas Gutes gewartet und jetzt so was."
(= so was Böses? auf der Metaebene: so eine misslungene Lösung bei der Angst vor eigenen Bedürfnissen)


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6.
Fallbeispiel

Bei der 26jährigen PJ-lerin wurde wegen einer Wundheilungsstörung nach einer Hernienoperation insgesamt fünfmal operiert. Zuletzt kam es zu einer einseitigen Vulvektomie bei therapieresistenter Vulvaschwellung mit Hautveränderung und Beschwerden.
Anfänglich besuchte sie ihr jüngerer Bruder sehr oft und sie spielten lang Karten. Das Familienhaus lag 200 km entfernt von der Klinik, so dass die Eltern sie selten besuchten. Der Bruder kam nach der letzten Operation unregelmäßig.
Im Verlauf hatte die Patientin trotz ausreichender Analgesie starke Schmerzen und fing an mit dem Ärzteteam und den Schwestern zu schimpfen. Sie manipulierte an den Nähten, so dass die Vulvektomiewunde dreimal revidiert wurde. Es kam zu einer Infektion des linken Auges, das sie leider durch eine Operation verlor.
In der Anamnese gab die Patientin an, zwischen dem 11. und 14. Lebensjahr eine sexuelle Beziehung zu ihrem jüngeren Bruder gehabt zu haben. Danach hatte sie keine andere Beziehung zu Männern.


 
Differentialdiagnostische Überlegungen zum Fallbeisp. 6:
./.
Verbale Intervention von Dr. Pervan:
(= nicht nur die Wundheilungsstörung sondern auch eine andere (seelische) Wunde wurde nie zur Heilung gebracht. Vermutlich liegt eine schwere (frühere) traumatische Persönlichkeitsstörung vor. Das Tragische ist, dass die Patientin in der realen Wunde fummelt und sich nicht in der seelischen Wunde berühren lässt. Möglicherweise hätte man sagen können: „Wenn sie so weiter machen und sich ihren seelischen Nöten nicht stellen, werden sie vielleicht ganz erblinden (für ihr Leben blind werden)."


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7. Fallbeispiel:

Frau M., 34jährige Erstgravida stellt sich in der 33. SSW wegen vorzeitiger Wehentätigkeit in der Kreissaalambulanz vor. Sie gibt an wegen starker Wehentätigkeit nachts nicht mehr schlafen zu können. Die Patientin ist sehr aufgeregt und drängt auf eine Schwangerschaftsbeendigung "im Sinne ihres Kindes". Die gynäkologische Untersuchung zeigte einen unreifen und für diese Schwangerschaftswoche unauffälligen Befund. Auf dem CTG war keinerlei Kontraktion zu erkennen, auch die sonographische Kontrolle zeigte keine Auffälligkeiten. Bei der Anamnese stellte sich heraus, dass die Patientin bereits eine gescheiterte Ehe aufgrund eines unerfüllten Kinderwunsches hinter sich hat. Ihr Ex-Ehemann habe sie verlassen, da sie nicht schwanger werden konnte. In ihrer jetzigen Beziehung kam es zu einer gewollten, spontanen Schwangerschaft, wobei sich ihr Lebenspartner sehr auf das Kind freut. Frau M. berichtet von ernsthaften Ängsten, das Kind zu verlieren und dadurch auch diese Beziehung zu gefährden.


Differentialdiagnostische Überlegungen zum Fallbeisp. 7:

- extreme Verlustängste, ihr Partner könnte sie genauso verlassen wie ihr Ex-Ehemann
- hohe Erwartungshaltung des Partners
- gestörtes Vertrauensverhältnis innerhalb der Beziehung
- Patientin klammert zu sehr an der Beziehung bzw. an ihrem Partner, dass sie ihre bevorstehende Mutterrolle aus den Augen verliert

Verbale Intervention von Dr. Pervan:
1. Die übersteigerten Ängste ansprechen: „Vielleicht fürchten Sie nicht nur das Kind, sondern auch ihren Mann zu verlieren?")
2. Die Instrumentalisierung des Kindes ansprechen: „Man bekommt den Eindruck, dass Ihr Kind Ihre Ehe retten müsste")
3. „Vielleicht sollen sie mit jemandem über ihre Ängste reden. So werden sie nicht gut mit dem Kind umgehen können."



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8. Fallbeispiel:

Frau R., 58jährig mit Ovarialcarcinom ist seit vier Monaten nach Längsschnittlaparotomie mit Tumordebulking und subtotaler Kolektomie stationär in unserer gynäkoonkologischer Abteilung. Der postoperativer Verlauf gestaltete sich äußerst schwierig aufgrund der Incompliance der Patientin, sie hat ganze acht Wochen nach Operation nicht einmal ihr Krankenzimmer verlassen. Nach kurzem Aufenthalt zuhause wurde sie wegen AZ-Verschlechterung mit rezidivierenden Diarrhöen sowie zur Planung der notwendigen adjuvanten Chemotherapie erneut stationär aufgenommen, diese wurde des Öfteren verschoben, da sich die Patientin nicht in der Lage dazu fühlte. Als Privatpatientin hat sie das gesamte Personal permanent "terrorisiert". Ihre Angehörigen sowie der Schwiegersohn als medizinisch versierter Arzt erschwerten das Heilungsverfahren zusätzlich. Jegliche Form der Diagnostik im stationären Verlauf ergaben keine neuen Erkenntnisse, zumal der postoperative Verlauf bei Frau R. mit z. B. den Diarrhöen bei Zustand nach oben genanntem Eingriff als normal einzustufen ist. Mehrere Anläufe die Patientin nach hause zu entlassen sind gescheitert, kurz vor der geplanten Entlassung ging es Frau R. akut schlechter. Die Patientin lässt sich kaum führen, stellt sich immer wieder unkooperativ an und verweigert jeglichen Schritt zur Besserung. Anamnestisch fällt eine unglückliche und schwere Kindheit auf, sie hat mit vier Jahren ihre Mutter verloren und hat unter der Stiefmutter sehr gelitten. Frau R. zeichnet sich durch eine übertriebene Hilflosigkeit und Unselbständigkeit aus, ihre Erkrankung hat sie bis heute nicht akzeptieren können. Die Patientin stellt sich noch einen Aufenthalt von ca. drei bis vier Wochen stationär vor, um sich "adäquat auszukurieren".


Differentialdiagnostische Überlegungen zum Fallbeisp. 8:


- sekundärer Krankheitsgewinn
- Angst vor Hilflosigkeit zu hause, fühlt sich in der häuslichen Situation verloren
- suche nach Aufmerksamkeit
- Fehlende Identifikation mit der Grunderkrankung erschweren den Heilungsprozess

Kommentar von Dr. Pervan:

Psychodynamisch gesehen ist die Patientin zum hilflosen kleinen Kind regrediert und die Klinik (Mutter) müsste gut für sie sorgen. So ein Kind muss nicht immer wissen, was gut für es ist, denn die Mutter macht alles "aus dem Bauch heraus", z. B. wenn das Kind Bauchschmerzen hat. Gleichzeitig hat sie auch die Erfahrung gemacht, dass es eine böse Stiefmutter gibt, der sie hilflos ausgeliefert ist (der Krankheit, der Ärzteschaft).

Verbale Intervention von Dr. Pervan:
"Sie merken, dass Sie mit der Lage nicht alleine fertig werden, sich aber auf die Ärzte (auf die Medizin) zu verlassen, fällt Ihnen schwer.“

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9.

Fallbeispiel:

Frau D., 34jährige Drittgravida, Nullipara stellt sich in der 36. SSW wegen fraglichem vorzeitigem Blasensprung und vorzeitiger Wehentätigkeit in unserer KRS-Ambulanz vor. Sowohl die gynäkologische, sonographische als auch die CTG-Kontrolle schließen einen möglichen Geburtsbeginn aus. Die Patientin wünscht eine vorzeitige Geburtseinleitung zur Schwangerschaftsbeendigung, trotz ausführlicher Aufklärung über die fehlende Notwendigkeit sowie die dadurch eintretende Frühgeburtlichkeit mit kindlicher Unreife. In der Anamnese stellt sich heraus, dass sie bereits zwei Fehlgeburten in jeweils der 16. und 22. SSW hatte.


Differentialdiagnostische Überlegungen zum Fallbeisp. 9:


- Angst vor erneuten Fehlgeburt
- übertriebene Angst im Sinne einer "Torschusspanik" bei fortgeschrittenem Alter (lt. Patientin)

Verbale Intervention von Dr. Pervan:

offensichtlich starke Ängste, die man
1. beiläufig ansprechen sollte: „Es ist klar, dass sie Angst haben“
2. oder ernster: „Nach den ganzen Erfahrungen, ist Ihre Sicherheit in Bezug auf eine erfolgreiche Schwangerschaft sehr zerbrechlich“

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10.

Fallbeispiel:

Die 28 jährige Patientin stellt sich bei ihrem Frauenarzt mit starken Kopfschmerzen vor, seitdem sie die neue Pille einnimmt. Sie hatte schon mal eine andere Antibabypille, auf die sie mit einer Gewichtszunahme, Libidoverlust, Brustspannen usw. reagiert hatte. Eine andere Art der Kontrazeption lehnt sie grundsätzlich ab. Sie hat öfters die Pilleneinnahme vergessen oder auch wegen dieser körperlichen Beschwerden nicht eingenommen. Dadurch hatte sie Streitereien mit ihrem Partner.


Differentialdiagnostische Überlegungen zum Fallbeisp. 10:


- unbewusster Kinderwunsch
- Partnerschaftskonflikte
- Carcinophobie
- Konflikt mit eigener Sexualität

Verbale Intervention von Dr. Pervan:
1. „Ich frage mich, ob es vielleicht um Ihren Kinderwunsch und vielleicht um die unklare Beziehungssituation geht“.
2. „Verhütung ist das Eine, die Lust aufeinander etwas ganz Anderes"
3. „Erst, wenn man Lust aufeinander hat, braucht man wirklich die Verhütung, dann können Sie zur Klärung eines Kinderwunsches und der Verhütung kommen.


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11.

Fallbeispiel:

Eine 36 jährige adipöse Patientin, stellte sich mit einer überaktiven Blase mit beginnender Urge-Inkontinenz in der Urogynäkologischen Sprechstunde vor. Sie ist in einer Führungsposition. Die Beschwerdesymptomatik ist besonders belastend, wenn sie in einer Konferenz paarmal raus muss.


Differentialdiagnostische Überlegungen zum Fallbeisp. 11:


- übersteigerte Leistungsbereitschaft
- Reaktion auf berufliche Konflikte
- Depression: die frustrierenden Belastungen werden mit Essen oder Naschen hinwegtröstet

Verbale Intervention von Dr. Pervan:
1. „Was können Sie nicht mehr zurückhalten?"
2. „Vielleicht bedrängt Sie nicht nur die Blase, sondern auch manche ungelösten Fragen. Ich kann es mir vorstellen, dass in Ihrem Alter die Fragen der Karriere und der Familienführung ein Konfliktpotenzial in sich bergen."


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12.

Fallbeispiel:

Die Aufnahme der 61jährigen Patientin erfolgt unter laufender Chemotherapie wegen heftigen Erbrechens und Exsikkose. Frau M. war aufgrund eines Mammacarcinoms die rechte Brust amputiert worden. Nach jedem Chemotherapiezyklus war es zur stationären Aufnahme gekommen. Sie äußerte immer wieder, wie sehr sie die Chemotherapie „ankotze“ und wie sehr sie sich ob des veränderten Körperbildes hasse. Sie könne sich nicht im Spiegel anschauen, da sie das nicht ertragen könne.


Differentialdiagnostische Überlegungen zum Fallbeisp. 12:


- schwierige Bewältigung der Tumorerkrankung
- Ressourcen der Patientin erschöpft
- Angst, der Partner wendet sich ab aufgrund des veränderten Köperbildes

Verbale Intervention von Dr. Pervan:
Die Situation berührt etwas anderes in der Patientin, als das, was sie sagt und merken kann.
„Ich glaube es Ihnen, dass es schrecklich ist, sich ohne Brust zu sehen. Gleichzeitig merken Sie, dass dieses Gefühl Sie völlig umhaut, ganz tiefe Ängste und Unsicherheiten in Ihnen auslöst. Diese kann man nicht *weg-chemotherapieren*. Darüber könnten Sie jedoch mit einem Fachmann sprechen.“


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13.

Fallbeispiel:

31jährige Patientin stellt sich mit Unterbauchschmerzen und staken vaginalen Blutungen in unserer Ambulanz vor. Sie berichtet von Panikattacken und Ohnmachtsanfällen seit ihr Vater vor drei Jahren einen Tag vor ihrem Geburtstag gestorben sei. Sie erzählt, dass ihr immer wieder schwarz vor Augen und schwindelig werde wenn sie mit dem Auto unterwegs sei. Internistisch sei ein mäßig gut eingestellter Diabetes mellitus und eine Herzinsuffizienz nach Reanimation vor 9 Jahren im Rahmen der Geburt ihres einzigen Kindes bekannt. Als zusätzlich für sie belastend war, dass die Großmutter, die bis zuletzt von ihr gepflegt und eine wichtige Bezugsperson für sie war vor vier Wochen nach langer Krankheit verstorben sei. Die gynäkologische Aufnahmeuntersuchung ergab lediglich eine Endometriumhyperplasie.


Differentialdiagnostische Überlegungen zum Fallbeisp. 13:

- Angstzustände
- Ressourcen der Patientin erschöpft

Verbale Intervention von Dr. Pervan:
1. „Sie haben es wirklich schwer im Leben. Das würde jedem zusetzen, nur bei Ihnen schlägt das Ganze so hohe Wellen, dass Sie das Gefühl bekommen unterzugehen, in der Angst zu ersticken“
2. „Die realen Belastungen können wir nicht immer verhindern, aber Ihre Gefühle, mit diesen Begebenheiten nicht fertig zu werden, könnte man in Gesprächen mit einem dafür ausgebildeten Fachmann ändern.“


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14.

Fallbeispiel:

23jährige türkische Jurastudentin 1.Diagnose Mammakarzinom, nachdem sie ein dreiviertel Jahr mit der Diagnose Fibroadenom behandelt wurde, kommt in männlicher Begleitung (vermeintlicher Freund) zum Vorgespräch, aufgrund bevorstehender Chemotherapie wird mit der Patientin die Kryokonservierung besprochen, Patientin steht CHT zunächst ablehnend gegenüber, wegen drohendem Haarverlust, es stellt sich im Laufe des Gesprächs heraus, dass sie mit einem Türken verheiratet wurde, der erst seit kurzem in Deutschland lebt und den die Patientin am liebsten mit dem nächsten Flieger zurück in die Türkei schicken würde. Sie selbst sieht ihr Studium an erster Priorität und hat Angst durch die Erkrankung ihre Prüfungen nicht absolvieren zu können. Ihr Begleiter ist ihr Juradozent.


Differentialdiagnostische Überlegungen zum Fallbeisp. 14:


Todesangst, Konflikt zwischen Familientradition und modernem, selbstbestimmten Leben der Patientin

Verbale Intervention von Dr. Pervan:
„Zu den ganzen Konflikten jetzt auch noch diese Erkrankung!“ (= den Raum für die negativen Gefühle, Angst und Verzweiflung anbieten)


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15.

Fallbeispiel:

28jährige I. Gravida in der 28.SSW, Vorstellung mit Schwankschwindel, läuft ohne Hilfe in Begleitung ihres Freundes, nach Infusionstherapie Besserung der Beschwerden, Stationsschwester berichtet über Streitgespräch am Telefon mit Freund.


Differentialdiagnostische Überlegungen zum Fallbeisp. 15:


Schwankschwindel als Ausdruck der Beziehungsschwierigkeiten/gespaltenes Verhältnis zur Schwangerschaft

Verbale Intervention von Dr. Pervan:
„Kann es sein, dass es Spannungen in Ihrer Partnerschaft gibt?“
„Manchmal kann es einem auch von Konflikten schwindelig werden“


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16.

Fallbeispiel:

58jährige Pathologin kommt mit sehr weit fortgeschrittenem Mamma-Ca zur Operation, aus Sicht der Schwestern schwierige Patientin mit vielen Sonderwünschen, möchte OP-Präparat mitnehmen und selbst untersuchen
Hintergrund: Klinikpathologe war früherer Arbeitskollege.


Differentialdiagnostische Überlegungen zum Fallbeisp. 16:


Verdrängung der Erkrankung, Misstrauen gegenüber dem ehemaligen Kollegen,

Verbale Intervention von Dr. Pervan:

„Ich verstehe, dass Sie Angst haben, was und wie es mit dem Befund wird. Aber es braucht auch eine innere Distanz, um einen Befund objektiv zu erheben“
„Der Chirurg kann sich seinen Blinddarm auch nicht selbst entfernen“
(= Angst -> Kontrolldrang -> Verlust der Objektivität)


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17.

Fallbeispiel:

21jährige äußerst infantil wirkende I. Gravida in der 12.SSW kommt abends wegen Blutungen in die Klinik. Das äußere Erscheinungsbild wirkt verwahrlost, die getragene Kleidung ist schmutzig. Am nächsten Tag besucht sie ein deutlich älterer Mann, der sich als Lebensgefährte vorstellt und die Patientin wieder mit nach Hause nehmen will.
Bis zur Entbindung wird die Patientin mehrfach wegen Harnwegsinfekten und vorzeitiger Wehentätigkeit stationär behandelt.


Differentialdiagnostische Überlegungen zum Fallbeisp. 17:


erzwungener Sexualkontakt?, spätere Kindesverwahrlosung/ -missbrauch, zukünftige Schwangerschaftsverhütung

Verbale Intervention von Dr. Pervan:
(= Klärung der Realität bei der Infantilität klären. Vielleicht noch dazu die Motivation zur Schwangerschaft klären)


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18.

Fallbeispiel:

65jährige Patientin mit gestanztem Mammakarzinom, soll im Rahmen des Stagings ein Schädel-CT erhalten, als die Patientin zur Untersuchung abgerufen wird, erklärt sie dem Radiologen sie wäre nicht über die anstehende Untersuchung informiert worden, obwohl am Tag zuvor ein sehr ausführliches Aufklärungsgespräch stattgefunden hat.
Auf die Frage warum sie das Aufklärungsgespräch verneint hat, erklärt Frau B. sie wäre noch nicht dazu bereit gewesen.
In der darauffolgenden Nacht ruft die MTA an, weil die Patientin um 2 Uhr in der Röntgenabteilung stand und behauptete die diensthabende Ärztin hätte sie jetzt zur Untersuchung geschickt.


Differentialdiagnostische Überlegungen zum Fallbeisp. 18:


Verdrängung/Angst, dementielles Syndrom

Verbale Intervention von Dr. Pervan:
(= Vielleicht auch Hirnfiliae mit Denkstörungen)
„Die Angst hat Sie ganz schön durcheinander gebracht“
„Wissen Sie, wo Sie heute Nacht waren?“


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19.

Fallbeispiel:

32jährige II. Gravida 0. Para in der 39.SSW kommt mit leichter Wehentätigkeit in den Kreissaal, wird von der Hebamme nach CTG und VU auf Station geschickt und soll sich am Abend wieder im Kreissaal melden, eine Stunde später meldet sich die Patientin wieder, sie hätte stärkere Schmerzen und würde ihr Kind nicht spüren, nach unauffälliger Sonographie und CTG ohne Wehentätigkeit, wünscht die Patientin die sofortige Sectio.
Hintergrund: in der vorangegangenen SS Geburtseinleitung ET+10, Notsectio ET+13,erfolglose Neugeborenenreanimation.


Differentialdiagnostische Überlegungen zum Fallbeisp. 19:


nichtverarbeitetes Trauma

Verbale Intervention von Dr. Pervan:
„Jeder hätte Angst an Ihrer Stelle, aber es wurde mit Ihnen wohl geplant, keine s.c. dieses Mal anzustreben“


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20.

Fallbeispiel:

28jährige III. Gravida II. Para mit Einweisung vom niedergelassenen Kollegen wegen Hyperemesis wird zur Infusionstherapie aufgenommen, am Abend meldet die Stationsschwester das die Patientin nicht im Zimmer sei, am nächsten Morgen taucht die Patientin wieder auf als wäre nichts gewesen.


Differentialdiagnostische Überlegungen zum Fallbeisp. 20:

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Verbale Intervention von Dr. Pervan:
„Haben Sie sich einen schönen Abend gegönnt?“?
„Ich frage mich, was bei Ihnen zu Haus zur Zeit läuft“


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21.

Fallbeispiel:

50jährige Patientin Z. n metastasiertem Mammakarzinom rechts vor 15 Jahren, einzige Langzeitüberlebende einer Studie, aktuell neu aufgetretenes Mammakarzinom links, bei Frau B. wird eine BET mit Sentinel-Node-Biopsie durchgeführt, Sentinel negativ, die Patientin hat trotz ihres Alters und Z.n. Ovarektomie bds. einen ausgeprägten Kinderwunsch.


Differentialdiagnostische Überlegungen zum Fallbeisp. 21:


Verdrängung der aktuellen Krankheitssituation

Verbale Intervention von Dr. Pervan:
„Es ist wirklich traurig, dass es mit dem Kinderwunsch nicht früher geklappt hatte“ (= den Raum für die Trauer öffnen)


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22. 30jährige Patientin kommt mit ausgedehnter Verletzung im Bereich der Vulva und Vagina in Begleitung ihres Ehemanns in die Notaufnahme, bei der Anamnese erzählt sie die Verletzung sei entstanden, weil sie sich auf einen maroden Metallstuhl gesetzt hätte und dieser unter ihr eingebrochen wäre. Sie hätte ihr Kind, welches auf ihrem Schoß saß, festhalten wollen. Die Patientin wirkt nervös, auch während der Wundversorgung, die in Abwesenheit des Ehemanns stattfindet, bleibt die Frau bei ihrer Schilderung.


Differentialdiagnostische Überlegungen zum Fallbeisp. 22:


Erzwungener Sexualkontakt, Angst vor dem Ehemann, Gefährdung des Kindes

Verbale Intervention von Dr. Pervan:

(= war Sie nur beschämt und wegen der Schmerzen unruhig, oder ist das Gefühl da, es stimmt doch gar nichts?)
„Ich habe den Eindruck, dass Sie etwas beschämt“
oder: „..., dass Sie etwas nicht erzählen“


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